Oscar für "Bester Dokumentarfilm"
Free Solo
„Free Solo” (2018) begleitet den Kletterer Alex Honnold bei seinem Versuch, den El Capitan im Yosemite-Nationalpark ohne jegliche Sicherung zu besteigen. Ohne Seil. Ohne Netz. Ohne zweite Chance. Es ist eine Dokumentation über ein ambitioniertes Kletterprojekt, aber noch viel mehr über Perfektionismus, Angst, Nähe und die Frage, warum Menschen Dinge tun, die objektiv absolut wahnsinnig sind.
💯 Shelfd Einordnung von Althea Pappas
Die wortwörtliche Fallhöhe Alex Honnolds macht diesen Film zu einem nervenzerfetzenden Thriller. Da ist diese unfassbare körperliche Leistung – jeder Griff, jeder Tritt, jede winzige Bewegung könnte seine letzte sein. Die Kletterszenen sind so spannend, dass ich regungslos auf meinem Sofa sitzen musste, weil ich sonst das Gefühl hatte, ihn aus Versehen runterzuwerfen.
Aber zwischen diesen Adrenalinschüben passieren Momente, die mir viel länger nachhängen: Alex, der in seinem Van lebt und sich darauf vorbereitet, als wäre der El Cap ein Test, bei dem man nicht „sehr gut”, sondern nur „überlebt” oder „gestorben” ankreuzen kann. Alex in seiner Beziehung mit Sanni, die sich verzweifelt fragt, wie man jemanden lieben kann, der den Tod als akzeptablen Preis für Selbstverwirklichung betrachtet. Und Alex bei seiner MRT-Untersuchung, die zeigt, dass sein Hirn auf Angst ungefähr so reagiert wie andere Menschen auf ein Glas Leitungswasser.
Der Film erzählt unfassbar viel über das Verhältnis zwischen Mensch und Herausforderung: Was ist Mut? Was ist Obsession? Ab wann wird Selbstdisziplin zur Selbstgefährdung? Und gleichzeitig erzählt „Free Solo” eine Geschichte über Nähe – und wie schwer sie fällt, wenn man sein Leben so radikal auf Extreme ausrichtet. Ich hätte nie gedacht, dass ich in einer Kletterdoku über emotionally unavailable men seufze, aber here we are.
Am Schluss zeigt sich, wie meisterhaft die Regie von Jimmy Chin und Elizabeth Chai Vasarhelyi funktioniert: Die Kamera fängt die Unmöglichkeit der Wand ein und gleichzeitig die Zerbrechlichkeit eines Menschen, der sie erklimmt. Ich habe selten eine Doku gesehen, die gleichermaßen den Atem raubt und das Herz öffnet.
Weiterschauen
Melde Dich kostenlos bei Shelfd an, um alle Highlights im Feed freizuschalten
Hier entlang, falls Du schon einen Account hast.