Millennium Mambo
Taipeh, 2001: Die junge Vicky (Shu Qi) arbeitet als Bar-Hostess in einem Nachtclub. Sie ist hin- und hergerissen zwischen zwei Männern. Ihr eigentlicher Freund, der junge DJ Hao-Hao (Tuan Chun-hao) ist aufbrausend, kontrollsüchtig und krankhaft eifersüchtig. Er überwacht regelmäßig ihre Telefonrechnung, durchsucht ihr Portemonnaie und überprüft ihren Geruch nach Hinweisen auf eine Affäre, wenn Vicky von der Arbeit nach Hause kommt. Als sie es nicht mehr länger mit ihm aushält, verlässt sie die Wohnung mit dem Entschluss, sich zu trennen, sobald sie ihr gesamtes erspartes Geld auf dem Konto aufgebraucht hat. Sie findet bei einem ihrer Freunde vorerst Zuflucht, dem verständnisvollen, entspannten Kleingangster Jack (Jack Kao), der ihr Ruhe im Trubel des Techno-Nachtlebens gewähren kann. Doch Hao-Hao findet sie und fleht sie an, zu ihm zurückzukehren. So muss sie sich entscheiden, ob sie zu ihm zurückkehrt oder einen Neuanfang mit Jack wagen soll.
💯 Shelfd Einordnung von Melanie Eckert
Mit „Millennium Mambo“ (2001) erzählt Hou Hsiao-hsien („A City of Sadness“, „The Assasin“, „Flowers of Shanghai“), einer der bekanntesten Regisseure Taiwans, die Geschichte eines bittersüßen Liebeschaos einer jungen Frau, die zwischen Hedonismus, Ekstase und Stillstand auf der Suche nach sich selbst ist.
Dabei bekommen wir die Liebesgeschichte im Jahr 2011 von der Protagonistin, über sich in der dritten Person aus dem Off sprechend, als Rückblende in die Gegenwart erzählt. Dieser Kniff sorgt dafür, dass wir von der Sehnsucht nach der Schönheit der flüchtigen Momente, den Erinnerungen und der Nostalgie der Protagonistin eingenommen werden.
So entfaltet der Film ab Minute eins mit seinem besonders immersiven Opening-Shot zum pulsierenden, elektronischen Beat des Tracks eine hypnotische Sogkraft, die sofort zu bezaubern weiß und einen nicht mehr loslässt. Neben den traumartigen, lyrischen Bildern von Kameramann Mark Lee Ping Bin vom neondurchfluteten Techno-Nachtleben Taipehs betört uns auch der atmosphärische Soft-Trance-Soundtrack, der den einzigartigen Vibe des Films abrundet.
Denn „Millennium Mambo“ ist mehr Vibe, mehr Lebensgefühl, mehr Melancholie als Story und hat trotzdem genau dadurch so viel zu erzählen, wenn man sich darauf einlassen vermag. So bewirken etwa die langen, ununterbrochenen Einstellungen eine gewisse Zeitlichkeit, die die Nostalgie der bereits abgeschlossenen Gegenwart unterstreicht. Die sich wiederholenden Situationen werden mit dem gleichen musikalischen Thema untermalt, das die Monotonie des Alltags darstellt, in dem sich unsere Protagonistin befindet.
In diesem Fall ist Style sehr wohl auch Substanz und zeichnet das Porträt einer Frau, die sich im Teufelskreis zwischen Ekstase und Langeweile, Freiheit und Stillstand, Zukunft und Perspektivlosigkeit gefangen fühlt und viel mehr noch als Milieustudie der Jugend Taiwans oder universell als Sinnbild einer Generation gelesen werden kann.
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