Regie: Kelly Reichardt
Old Joy
Mark (Daniel London) und Kurt (Will Oldham), zwei alte Freunde, treffen sich nach Jahren wieder, um gemeinsam zu campen – mit dem Auto wollen sie zu einer abgelegenen Thermalquelle in den Wäldern Oregons. Während Mark inzwischen ein ruhiges, geordnetes Leben mit Freundin und bald einem Baby führt, lebt Kurt im Moment, ist leicht verloren, nostalgisch und ständig auf der Suche nach irgendwas, das er selbst nicht genau benennen kann. Auf ihrem Trip reden und schweigen sie, hören Radio, verfahren sich, und versuchen ihre Verbindung zu beleben, merken dadurch aber, wie Freundschaften altern können.
💯 Shelfd Einordnung von Leya Lourenco
Mit „Old Joy” (2006) haben Kelly Reichardt und Drehbuch-Co-Autor Jonathan Raymond ein berührendes Drama geschaffen, das mit melancholischer Genauigkeit eingefangen ist. Es geht um die Nähe und Vergangenheit in einer Freundschaft und darum, dass sie sich nicht immer wiederfinden lassen.
„Old Joy” ist langsam oder eher ruhig erzählt mit vielen Pausen und einer Menge aus dem Autofenster Schauen. So fühlte es sich an, als würde ich mit dabei sitzen. Auch wegen der Kamera von Peter Sillen, die uns schöne Landschaftsaufnahmen von Oregon, Nahaufnahmen von Schnecken und dazwischen das emotionale Tappen von zwei alten Freunden zeigt. Ihr Dialog ist authentisch geschrieben und von Daniel London und Will Oldham überzeugend gespielt – noch intensiver aber wirken die kleinen Gesten und Pausen dazwischen, durch die man viel Unsicherheit und Melancholie spürt.
Auch der Sound kommt minimalistisch daher: mit Vogelzwitschern, Schweigen und reduzierter, gefühliger Musik von Yo La Tengo. Durch diese Zurückhaltung wirkt jedes Geräusch umso intensiver. Ein Motiv, das sich durch die gesamten 73 Minuten zieht.
„Fein beobachtet”, sagt man ja gern mal bei ruhigen Filmen, aber „Old Joy” schafft es wirklich. Alleine mit Kleinigkeiten, wie dass sich Kurt für die Rückfahrt die Wanderstiefel ausziehen möchte, um es bequem zu haben – was vielleicht banal klingt, aber in dem Moment das Gezeigte so glaubhaft macht!
Also: Das Drama von Kelly Reichardt hat mich sehr berührt und bestimmt können auch viele andere Menschen die Figuren und ihre Beziehung nachvollziehen. Trotzdem ist es ein Film, der aktives Zuschauen fordert, wobei es sich auszahlen kann!
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