Ray & Liz

Hier geht es um Trigger für häusliche Gewalt, Kindeswohlgefährdung und den Missbrauch von Alkohol, also Auslöser schwieriger Gefühle, Erinnerungen oder Flashbacks. Bei manchen Menschen können diese Themen negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei Dir der Fall ist.

Familie Billingham lebt in einer Sozialwohnung am Rande Birminghams und damit auch am Rande der Gesellschaft in sehr ärmlichen Verhältnissen. Vater Ray (Justin Salinger) ist dem Alkohol verfallen, verbringt mehr Zeit im Pub als zu Hause und trinkt sich quasi durch den Tag, während Mutter Liz (Ella Smith) zwar zu Hause ist, neben dem Rauchen, Puzzeln und Stricken die Wohnung jedoch immer weiter ihrem Verfall überlässt. Das geschieht auf Kosten ihrer zwei Kinder Richard (Jacob Tuton/Sam Plant) und Jason (Callum Slater/Joshua Millard-Lloyd), die sich selbst überlassen sind und den unberechenbaren Handlungen der Eltern wie auch der seltsamen Rituale und gesellschaftlichen Tabubrüchen derer ausgeliefert sind.

„Ray & Liz“ (2018) fokussiert sich auf die titelgebenden Persönlichkeiten, Vater & Mutter Billingham, ihrer Beziehung zueinander und die Auswirkungen dessen auf ihre Kinder. Richard Billingham führt hier selbst Regie und hat auch das Drehbuch verfasst, was den ohnehin schon autobiografischen Film zu einem sehr persönlichen macht, der in seinen interessanten, fotografisch inszenierten Bildkompositionen mit Liebe zu kleinen, auf den ersten Blick banal wirkenden Details, eine besondere Intimität erzeugen, der man sich in ihrer tieftraurigen bis komisch-kuriosen Schönheit kaum entziehen kann. Gleichzeitig wird man jedoch vom rohen, brachialen Sozialrealismus der Bilder eingeholt, die einen eiskalt treffen und ein flaues Gefühl in der Magengegend hinterlassen, aber auch emotional aufwühlen und zum Nachdenken anregen können – ganz ohne Anspruch an ein Sozialkommentar, vielmehr aber durch die persönliche Geschichte, die dahintersteckt.