Langfilmdebüt von Sam Yates
Magpie
Als Matilda (Hiba Ahmed), die junge Tochter von Ben (Shazad Latif) und Anette (Daisy Ridley), für einen Film besetzt wird, begleitet sie ihr Vater zum Dreh, während Anette zuhause auf das neugeborene Baby aufpasst. Ben ist nicht nur angetan von der ihm unbekannten Welt am Filmset, sondern auch verzaubert vom glamourösen Filmstar Alicia (Matilda Lutz), an deren Seite seine Tochter spielt. Das bemerkt auch seine Frau Anette, die nicht tatenlos zuschaut…
💯 Shelfd Einordnung von Melanie Eckert
In „Magpie“ (2024) setzt Regisseur Sam Yates auf eine Mischung aus psychologischem Drama, Thriller und Neo-Noir, um ein komplexes Spiel mit Wahrnehmung und Erwartung zu inszenieren – sowohl bei seinen Figuren als auch beim Publikum. Wie kann eine Illusion entstehen, die in Realität ganz anders aussieht? Das erleben wir als Zuschauer*in gleich auf verschiedenen (Meta-)Ebenen. Es geht um Projektionen, um Egos, um das Idealisieren einer Person und das fragile Konstrukt einer Beziehung.
Die Ambivalenz der Figuren des Vaters Ben und der Mutter Anette sorgen für gespaltene Sympathien und offenbaren eine moralische Grauzone. Beide Hauptfiguren verhalten sich toxisch, beide treffen manipulative Entscheidungen, instrumentalisieren Unbeteiligte – und beide haben zugleich nachvollziehbare Beweggründe. Es ist ein Film über eine unglückliche Ehe, in der sich zwei Menschen gegenseitig nicht guttun und längst nicht mehr ihr bestes „Ich“ sind. Der Film vermeidet es, ein Urteil zu fällen – er überlässt es dem Publikum, eigene Schlüsse zu ziehen.
Wer mit „Gone Girl“ (2014) und „Der seidene Faden“ (2017) Spaß hatte, könnte auch hier auf seine Kosten kommen. Denn neben Eifersucht, Kontrolle und emotionaler Abhängigkeit reflektiert „Magpie“ noch weiter über Mutterschaft, Beziehungsdynamiken und Selbstinszenierung. Ein facettenreicher Film, der eindrücklich zeigt, wie schnell wir von äußeren Eindrücken getäuscht werden können – sei es durch andere oder durch uns selbst.
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